Textfeld: …….und es war schön gewesen, dann will man trotzdem irgendwann gehen. Ja, ich sage es ganz offen: Kein Gastgeber der Welt kann so reizend sein, dass man nicht trotzdem irgendwann nach Hause möchte. Man muss zu Hause die Blumen gießen. Man ist, verdammt nochmal, müde. Der Gastgeber will es doch auch. Einmal muss Schluss sein.

Man sollte also aufstehen, sagen, dass es schön war, schön gewesen, dass es nun Zeit ist, höchste Zeit sogar, man sollte sich bedanken, die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen zum Ausdruck bringen, man sollte zur Tür gehen, die Tür öffnen – oder öffnen lassen und gehen. Aber so läuft das nicht in unserer Kultur. In unserer Kultur ist es Sitte, dass man an der Türe noch einmal stehen bleibt und dort so tut, als sei der gerade eben geäußerte Wunsch, das nette Beisammensein zu beenden  ein schwer wiegender Irrtum gewesen. Man schneidet ein neues Thema an. Man tut so, als sei zur Anschneidung dieses neuen Themas nicht in den vorangegangenen Stunden alle Zeit der Welt vorhanden gewesen.

Wie viele Stunden meines Lebens habe ich in Fluren verbracht, vor einer geschlossenen oder halb geöffneten Tür und habe sinnlosen Abschiedsgesprächen gelauscht? Wie viele? Ich will es gar nicht wissen. Ich selber sage nie was. Höchstens: Auf Wiedersehen, danke. Aber die anderen. Es ist ja auch Sitte, dass meistens mehrere Gäste gleichzeitig gehen oder sogar alle gleichzeitig. Dagegen habe ich nichts. Aber man steht Schlange. Man darf sich nicht einfach an den anderen vorbeidrängeln. Man wartet, bis man an die Reihe kommt.

Probier`n wir es doch einmal aus – einfach zu  gehen -  mit einem „Tschüss“, mit einem „Pfüati, einem „Vergelt`s Gott!“

Das ist nicht unhöflich  - ganz im Gegenteil – alle Gäste, die wartend hinter einem stehen und - höchstwahrscheinlich sogar -  die Gastgeber selber - wären dankbar und heilfroh -  und nähmen es sich zur Nachahmung vor – ( z. B. wenn Sie demnächst bei mir zu Gast sind)   (leicht gekürzt  und angepasst….)                                                       Harald Martenstein   

Harald Martenstein

Freitag 13. Dezember

Abschiede    
Wenn man irgendwo eingeladen ist,