20. Dezember

Rockenbach

 

Zu den kleinen fränkischen Orten, die Helmut Haberkamm für seine Sammlung ausgewählt hat, gehört auch Rockenbach aus unserem Landkreis Neustadt an der Aisch.

Rockenbach -(91 Einwohner—sein Name kommt vermutlich von „ruoch“ Saatkrähe -1307 oder 1308 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt) ist etwas abgelegen auf einer Anhöhe des Steigerwalds zu finden.

 

Hier kann man mittags auf einer Bank im Freien sitzen und hört eine Viertelstunde lang keine Maschine und keinen Motor-nur Vögel zwitschern, Frösche quaken und Gockel krähen. „Ab vom Schuss!“ könnte man meinen… Hier aber ist man auch mitten in der Moderne: Glasfaserleitung in jedem Haus, eine Biogasanlage versorgt alle Haushalte mit Wärme, für den Notfall gibt es eine Hackschnitzelheizung.

Und Rockenbach  hat ein liebliches Landschlösschen in der Mitte des Ortes - seit dem 15. Jahrhundert.

Seit  1968 gehört es dem Verband christlicher Pfadfinder. Und seit 50 Jahren quartieren sich die unterschiedlichsten Gruppen hier ein - 5000 Übernachtungen jährlich.

 

Bis 1970 gab es in Rockenbach ein Wirtshaus. Handwerker und Arbeiter kamen unter der Woche zum Vespern, an mehreren Tischen wurde Schafkopf und 66 gespielt, im Saal oben war Tanz „a Musik im Frühjahr und im Winter ein Ball“. Im September an der Kirchweih mit Kerweihburschen, Umzug und Tanz schlachtete man 5 Schweine, ein Kalb, ein Reh, Enten und Karpfen.  Dann kam das Ende für das Dorfwirtshaus: „Die Junga sinn fort und die Alten woorn derhamm vor der Kisten.“

 

Zeitgleich mit der Gaststätte endete auch die Geschichte der eigenständigen Dorfschule in Rockenbach. Fast 40 Jahre  hatte derselbe Lehrer hier unterrichtet: alle Kinder, alle Klassenstufen in einem Raum. Er  trug stets eine Krawatte und achtete bei seiner Klasse auf Ordnung und Sauberkeit: Stofftaschentuch, saubere Fingernägel und Schuhe, gekämmte Haare gehörten dazu.

Was hat man gelernt in so einer Dorfschule? „Viel über unsere Heimat, den Boden, die Tiere, die Natur“ Das Beste war aber, dass man viel Freiraum hatte. „Wir hamm streiten und spielen können, Schneeballschlachten machen, raufen und rumtoben. So hamm wir glernt, was man heut hochtrabend soziale Kompetenz nennt.“

 

Heute ist  die ehemalige Gastwirtschaft eine Landwirtschaft mit Erlebnisbauernhof. Und es gibt im Ort  einen passionierten, kundigen Sammler. Tausende Fundstücke hat er hier zusammengetragen von der Frühzeit bis zur frühen Neuzeit.  Faszinierend  Fragmente in der Hand zu halten aus dem verschwundenen  Steigerwaldkloster Megingaudshausen: Eine Beinleiste aus Walrosszahn, eine Nadelbüchse aus Vogelknochen, das Goldblech einer frühen Bibel.

 

Das große Plus von Rockenbach ist die Gemeinschaft, der Zusammenhalt.

Als es vor kurzem in der Biogasanlage zu einem Schadensfall kam, wurde ermit vereinten Kräften behoben. Am Ortsschild las man wochenlang die passende Parole: „Mir helfn zamm!

 

Kleine Sammlung fränkischer Dörfer  gekürzt