Kirchengemeinde Markt Erlbach

2 Stunden 40 mal Gold und Silber

Bericht vom Frauenfrühstück am 13. Oktober 2015

Nein, um Schmuck-Kunst ging es nicht beim Frauenfrühstück im evangelischen  Gemeindehaus, sondern um die „Kunst des Zuhörens.“

Der Frauenbibelkreis hatte  Frau Renate Schwab, Religionspädagogin aus Ansbach und 5fache Mutter, zu diesem Thema eingeladen und 40 Besucherinnen waren gekommen. Als Ehefrauen, Mütter, Freundinnen usw. sind sie ja allesamt Expertinnen im Führen von Gesprächen, freilich auch mit ihrer Erfahrung, dass nicht jedes Gespräch gelingt. Aber während gute Redner allgemein bewundert und gelobt werden, hat man von guten Zuhörern selten gehört  und  doch hängt von ihnen oft der Erfolg eines Gespräches ab. Man kann sogar sagen: „Reden ist Silber – Zuhören ist Gold.“

„Beim Zuhören muss man ja gar nichts tun oder können, nur zuhören eben?“, denkt mancher vielleicht.                                     

Eben nicht! Zuhören kann sogar sehr anstrengend sein. Man kann es lernen. Und aus einem guten Zuhörer kann ein hilfreicher Gesprächspartner werden.

Frau Schwab führte die Zuhörerinnen also in die Kunst des Zuhörens ein.

Zur Veranschaulichung hatte sie vier kleine  Szenen geschrieben, die sie und 3 Frauen aus dem Bibelkreis vorspielten. Zwei Nachbarinnen,  ein Ehepaar und eine Mutter mit ihrer Teenager-Tochter  zeigten typische Folgen von Zuhör-Fehlern:  die Nachbarin brauchte ihr  Gegenüber nur als Stichwortlieferant für ihr eigenes Thema, ein Ehepartner zeigte wenig Einfühlungsvermögen für den anderen, seine Ratschläge beleidigten höchstens;  und die Mutter erfährt nichts über die eigentlichen Sorgen der Tochter. Die Mutter, die gut zuhört, erfährt dagegen eine ganze Menge und erspart sich selber unnötige Sorgen.

Beim Zuhören  -  das hat der bekannte Psychologe Schulz von Thun herausgefunden – benutzen wir 4 Ohren, d. h.  erfahren wir von den 4 Seiten einer Sache:                                     

1. Ohr: Worum geht es eigentlich?

2. Ohr: Was gibt der Redner von sich preis?                       

3. Ohr: Was will er von mir?    

4. Ohr: In welcher Beziehung steht er zu mir?

Mit den 4 Ohren kann man sogar den kleinen Satz hören, den der Ehemann zu seiner Ehefrau am Frühstückstisch sagt: „Der Kühlschrank ist schmutzig!“ Von der Deutung: „Du bist mir zu schlampig!“ bis zu dieser: „Ich werde den Kühlschrank gleich mal sauber machen!“ ist alles drin.

5 Punkte für gutes Zuhören: 

-  Sich  mit dem ganzen Körper, dem Blick und  mit ungeteiltem Interesse seinem  Gegenüber zuwenden

-  wiedergeben, was man vom Gehörten verstanden hat, 

-  offene Fragen stellen

-  bei heiklen Themen sein Gegenüber für dessen Offenheit loben,

-  die Gefühle aussprechen, die man beim Zuhören vertraulicher Anliegen hatte 

 

Ein gutes Gespräch gelingt nicht immer, braucht geduldiges In-Sich-Hinein-Hören und Sich-selber-Zuhören. Saint-Exupérys berühmter Satz gilt auch so: „Man hört nur mit dem Herzen gut.“ Wir als Christen richten dabei unsere „Antenne“ letztlich nicht auf uns selbst, sondern auf Gott hin, auf seine Stimme in uns. So wie wir es am Schluss gesungen haben: „Schweige und höre, öffne deines Herzens Ohr für Gottes Liebe!“

Die Besucherinnen des Frauenfrühstücks haben im Lauf des Vormittags das Gold des Zuhörens erlebt   und - am Anfang (beim gemeinsamen Essen) kräftig - bei eigenen Redebeiträgen ein wenig -  am Ende wieder ausgiebig auch das Silber des Miteinander-Redens erfahren.

Und während der ganzen zwei Stunden schien die Sonne von draußen herein und erfüllte den Raum –  verstärkt durch das leuchtende Bunt der Bäume vor dem Haus – mit dem Gold des Oktobers.

Kleiner Nachtrag für die „Statistik“: Die Leitung der Veranstaltung hatte wieder Frau Miederer übernommen. Die Lieder wurden in bewährter Weise von Frau Hadlich am Klavier und Frau Heißmann mit der Posaune begleitet, zusätzlich sang Anna Dippon am Mikrophon mit. Mit ihrer schönen Stimme hatte sie gleich am Anfang die Besucherinnen mit einem Sololied überrascht – Gold und Silber für alle 4 Ohren.